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                Immer eine Hand voll Wasser unter dem Kiel

                Segeltörn auf der „Alexander von Humboldt“





Als mich meine Mutter Mitte des Jahres fragte, ob ich an einem Segeltörn zusammen mit meinem Vater und meinem Bruder interessiert wäre, überlegte ich eine Weile, da ich die Enge mit anderen Fremden, die ja auch noch an Bord wären, auf einem kleinen Segelschiff eigentlich nicht mag.  Als sich dann wenig später aber herausstellte, dass es sich bei dem Schiff um die „Alexander v. Humboldt“, besser als „Becks-Schiff“ bekannt handelt, mischte sich doch Vorfreude in meine erwachte Neugier.

 Der Törn sollte vom 01. -08. Dezember 2010 vor den Kanaren stattfinden.


Am 1 .Dezember starteten wir mit dem Flieger ab Hamburg und checkten am Abend auf dem Schiff ein. Ich hatte mich vorher ein bisschen im Internet über das Leben an Bord informiert und wusste, dass dies keine reine Erholungsfahrt werde sollte. Die Einteilung der Kojen machte mich zum Mitbewohner von 8 anderen Landratten. Gemeinsam hatten wir auf der Steuerbordseite der „Alex“ so um die 15qm zur Verfügung. Die Kojen schmiegten sich an die Bordwand und in der Mitte des Schiffes war noch Platz für eine kleine Nasszelle mit einer Toilette und einer Duschkabine. Der Spind für die persönlichen Sachen hatte die halbe Breite meines damaligen Armeespindes. Die Menge der mitgenommenen Klamotten übertraf aber das Maß des unbedingt Notwendigen. Gleich am Abend wurden wir in unsere Wachen eingeteilt. Dass ich mit der 8/12er noch eine gute Wache getroffen hatte, sollte sich aber erst später zeigen.

Der Käpt`n führte auf Deck und bei angenehmen 22°C eine Einweisung über Verhaltensweisen und Gepflogenheiten an Bord durch, und stellte die Stammbesatzung vor. Insgesamt waren wir mit 35 „Trainees“ ausgebucht.  Bei der Stammbesatzung handelte es sich aber auch nicht ausschließlich um Berufsseeleute,  sondern um langjährige Vereinsmitglieder des DSST (Deutsche Stiftung Sail Training) und nur zum Teil  um pensionierte Seeleute. Diese waren durchaus Profis, stellten Ihren Aufenthalt an Bord aber auch unter eine gewisse „Erholungserwartung“, da sie zwar deutlich weniger pro Tag bezahlen mussten, aber auch für sie der Törn nicht umsonst war.

Ach, eigentlich habe ich an diesem ersten Tag und auch an den anderen Tagen ganz gut geschlafen!

Die Reise startete am nächsten Morgen, nach Frühstück und obligatorischer Sicherheitseinweisung. Die See war angenehm und so konnte ich mich langsam an die Schaukelei der kommenden Woche gewöhnen. Als wir den Hafen verlassen hatten, wurde der Motor ausgeschaltet und durch uns das erste Mal die Segel gesetzt.

Die grünen Segel auf der blauen See waren ein wunderschöner Anblick, und, ich gebe es gerne zu, auch ein wenig ein  erhabenes Gefühl. Die Wachen waren alle so eingeteilt, dass ein Steuermann (unser hieß Heinz- an Bord gilt das „DU“zusammen mit einem Tops-Matrosen und zwei Matrosen die Wache anführte. Heinz war ein feiner Kerl. Seine Ansprache, er habe schließlich auch Urlaub, und werde deshalb niemanden zwingen oder anschreien, die Aufgaben so oder so zu erledigen, waren doch eine Erleichterung. Wir würden also nicht bestraft werden, falls uns die richtige Bezeichnung des einen oder anderen Tampens nicht mehr einfallen würde.

Und es waren viele Taue und Tampen. Alle mit einem speziellen Namen, unlogisch angeordnet aber historisch an genau diesem Ort begründet. Tags über konnte man die Vielzahl der befestigten Taue ja noch abzählen und vor allem auch sehen. In der Nacht aber, wenn ein Kommando für ein bestimmtes Schiffsmanöver gerufen wurde, sollte man schon wissen in welche Richtung, also zu welchem Mast, man zu laufen hatte und welches Seil bewegt werden musste. Jeder Handgriff sollte dann sitzen! Nun ja, ich habe es bis zum letzten Tag nicht vollständig hinbekommen, alle Taue mit Namen zu kennen und immer an der richtigen Stelle zu ziehen. Ich befand mich aber bei den meisten meiner Mitreisenden hierbei in guter Gesellschaft.

                                                                                             Der erste Törn ging nach Teneriffa, wobei zu erwähnen ist, dass hier auch eben der Weg das Ziel ist und nicht die Insel an sich. Wir wollten hauptsächlich segeln und haben dies auch getan.  Ab dem Zeitpunkt des Verlassens des schützenden Hafens, war der eine oder andere auf der Suche nach einer ruhigen Ecke. Viel frische Luft und das ausdauernde Fixieren des Horizonts sollen bei einer seebedingten Übelkeit ja helfen. Ich habe mir gleich, vor dem ersten Anzeichen an, prophylaktisch sozusagen, ein kleines „Anti-Kotz-Pflaster“ hinter mein rechtes Ohr geklebt. Die an verschiedenen Stellen des Schiffes würgenden Mitsegler, mit einem kleinen roten Eimer in fester Umarmung und einer leicht grüngrauen Gesichtsfarbe, waren ein äußerst abschreckendes Beispiel. Gut, dass es mich über die ganze Reise hinweg nicht befiel, dieses furchtbare Gefühl des anhaltenden Unwohlseins.  

                                                                                             Das wir dann einen Tag im Hafen Teneriffas gelegen haben war dann doch eine sehr schöne Abwechslung. Die meisten haben dann die im Vorfeld organisierte Gelegenheit genutzt, um mit einer Bustour die Insel ein wenig kennen zu lernen.  

Die nächsten Tage auf See waren dann doch sehr abwechslungsreich. Am Mittwoch hatten wir dann sogar eine Windstärke

von 8-9 Beaufort bei strahlendem Sonnenschein. Wer das kennt weiß, dass es dann schon ganz schön „zur Sache“ gehen kann. Für diesen Fall waren über das ganze deck Halteleinen gespannt, in die man sich einhaken konnte, um sich einigermaßen sicher vom Heck zum Bug zu bewegen. Oder man konnte sich mit seinem Sicherungshaken, den dann jeder an Deck trug, irgendwo einhaken oder sich ausbalancieren. Das hat wirklich Spaß gemacht!

Wir waren als Teil der Schiffsbesatzung an allen Manövern aktiv beteiligt. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass es für die Stammbesatzung sehr schwierig wäre, die Alex allein  zu fahren. Dieser Umstand, des gegenseitig aufeinander angewiesen seins, wurde auch immer wieder erwähnt und war Teil des Ausbildungskonzeptes. So wurden auch während jeder Wache die notwendigen Dienste eingeteilt. Einer musste auf das Vorschiff an den Bug als „Ausguck“. Die Bedeutung des Ausgucks wurde mir auch erst in der Nacht so richtig deutlich, da der Rudergänger vom Heck des Schiffes (Länge ca. 63m) nicht wirklich etwas sehen konnte. In stockdunkler  Nacht zu segeln ist schon unheimlich. Dafür ist der Blick von unten gegen die aufgeblähten Segel gegen den Sternenhimmel überwältigend! Ein anderer durfte das Schiff als Rudergänger 1 Stunde lang nach den Vorgaben des Steuermanns lenken. Ein solch großes Schiff zu steuern hat sich auch als eine große Freude herausgestellt!

So vergingen die Tage und schon bald konzentrierte ich mich voll und ganz auf die wirklich wichtigen Themen an Bord und während dieser Woche. Wann kann ich wie lange schlafen? Was gibt es wann zu essen? Wie ist das Wetter auf der kommenden Wache.  Dass die christliche Seefahrt der letzten Jahrhunderte kein Zuckerschlecken war kann ich mir jetzt ein bisschen besser vorstellen.

Alles in allem war es eine wunderschöne Woche! Wir haben einen wunderbaren Familienausflug gemacht (ohne meine Mutter) und sind uns auch nach einer Woche noch nicht auf den Geist gegangen. Es war ein Erlebnis mit diesem Schiff bei den Kanaren eine Woche zu segeln. Ich habe ein kleines Gefühl für das Leben an Bord einer 3 Mast- Bark bekommen, auf der jeder Tampen mit Muskelkraft bewegt werden muss und die Reise abhängig ist von Ziel und Wetter. Es war eine Erfahrung, die mein Leben bereichert hat, und die ich jedem empfehlen kann.

Wer Lust auf eine ebensolche Reise auf der „Alex“ oder der „Alexander v. Humboldt II“ bekommen hat, der muss sich bei dem Verein  „Deutsche Stiftung Sail Training-DSST“ informieren. Die Adresse im Internet ist: www.gruene-segel.de

Diese Woche hat € 700,- + Flug gekostet. Der Törn in der Karibik kostet das Doppelte.  


Herzliche bundesbrüderliche  Grüße !


AHV a.D.  


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