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Sri Lanka ein ergänzender Reisebericht                                       Sommer 2010

Obwohl dieses Land nur etwa 2/3 der Fläche der ehemaligen DDR hat, ist die auf den Reisenden einstürzende Informationsfülle  so gigantisch, daß es vermessen wäre, diesen mehrseitigen Reisebericht als auch nur annähernd ausreichend zu bezeichnen. Grund dafür sind die vielen Religionen und Ethnien, sowie die überall präsente Geschichte der letzten 2000 Jahre des Landes. Um nicht von Vornherein bereits Bekanntes zu wiederholen,  wird an dieser Stelle versucht Informationen, die schon in üblichen Reiseführern/Wikipedia stehen, weitestgehend zu vermeiden. Es gibt sogar einige Abweichungen.

Eine wichtige Quelle war unser unterhaltsamer, hochqualifizierter und perfektes Deutsch sprechender Reiseführer.

Es war ein unerwartetes Echo, das mir im Vorfeld unseres Familienurlaubes entgegenschlug. Man glaubt ja gar nicht wie viele Leute schon auf Sri Lanka ihren Urlaub verbracht haben. Und dies zwangsläufig zu Zeiten des Bürgerkrieges, der ja erst vor kaum mehr als einem Jahr offiziell als beendet erklärt wurde. Die bereitwillig offerierten Tipps für Mitbringsel waren: Kugelschreiber - “Uns hat schon der Zoll nach Kugelschreibern angebettelt.” , Süßigkeiten -  “Die Kinder sind ganz wild danach.” und Müllbeutel -

“Sowas fehlt denen dort.”  - Um es ganz kurz zu machen: nichts davon trifft aktuell noch zu.

Bei Kindern wäre es natürlich, wie in Deutschland auch, einfach,  größere  Mengen Süßigkeiten an den Mann bzw. das Kind zu bringen, betteln tut danach jedoch niemand. Wir haben dort eine Nation, die nach dem 25-jährigen, das Land auszehrenden Bürgerkrieg,   atemholend auf dem Sprung liegt. Ein Vergleich der den sich den Löwen nahe fühlenden Singalesen (Singa = der Löwe) , den eigentlichen “Ureinwohnern”, sicherlich gefallen würde.


Mit dem Stolz auf das Erreichte und dem Gefühl von Leistungsfähigkeit, stellt sich auch ein gewisses Maß an Selbstachtung ein,  das wir durch mitleidsdurchtränkte, milde Gaben nicht seiner Würde berauben sollten. Verhungern tut inzwischen niemand mehr. Die Bevölkerung ist über alle Erwartungen hinaus fleißig. Seit 20 Jahren besteht Schulpflicht - Kinderarbeit ist streng verboten. Viele Kinder legen ein international anerkanntes Abitur ab. Obwohl nur für ca 3% der Schüler Studienplätze

 an den nur 10 Universitäten  der Insel zur Verfügung stehen,  ist der Eifer es zu etwas zu bringen, sehr hoch. Viele Absolventen studieren deshalb im Ausland. Fachkräfte versuchen, wegen des dort vielfach höheren Einkommens, ihr Glück im Ausland (z.B. in Dubai) sind dort als fleißige, höchst verläßliche Arbeitskräfte bekannt. Insbesondere die Absolventen des Ceylon-German Technical Training Institute genießen, hinsichtlich ihrer handwerklichen Fähigkeiten und ihrer universellen Einsetzbarkeit, einen fast legendären Ruf. Zum Glück wird ein Teil dieser Abwanderung von Wirtschaftskraft kompensiert durch den Rückfluß der Einkünfte an die daheimgebliebenen Familien, außerdem kehren die meisten auf Grund ihrer Arbeitsverträge und ablaufenden Aufenthaltsgenehmigungen nach 2-3 Jahren wieder zurück.

Die Entwicklung verläuft so rasant, dass ein Reiseführer den man sich kauft, besser nicht älter als 2 Jahre sein sollte.


Die schnelle wirtschaftliche Entwicklung eines ursprünglich so traditionellen und tief religiösen Landes führt jedoch zu weniger Spannungen, als man erwarten sollte. Hier spielen die beiden friedvollen Hauptreligionen des Landes, der Buddismus und der Hinduismus eine wichtige Rolle. In beiden zahlt sich böses Verhalten langfristig nicht aus.  So gibt es auch hier eine Mafia, die Beziehungen bis in Regierungskreise unterhält und selbstverständlich ein gehöriges Quantum Korruption.

Eine eigene Quasi-Religion, so wie in Sizilien, Mexiko oder Brasilien, die dort alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdringt, entscheidet was richtig und falsch ist  und “Wert-“ bzw. “Abschöpfungsketten” von Bettler und Straßendieb bis zum gesellschaftlich respektierten Mafia-Millionär aufbaut,  stellt die Kriminalität in Sri Lanka nicht dar. Zu ihrer Gerichtsbarkeit hat die Bevölkerung  Vertrauen. Dort funktioniert Korruption (angeblich) nicht.


Für den Reisenden spielt Kriminalität  nur eine untergeordnete Rolle. So wie der Bürgerkrieg stattfand ohne dem Tourismus direkt zu schaden - mir sind keine Entführungen oder Morde an Touristen bei der Recherche untergekommen - so scheint es eine allgemeine, volksgruppenübergreifende Einigkeit zu geben, die zahlenden Gäste unbehelligt zu lassen.

Selbstverständlich findet man natürlich auch hier an den touristischen Hauptattraktionen einige der unvermeidlichen Händler von Souvenirs, die in einigen wenigen Fällen auch recht penetrant versuchen ihre Waren an den Mann zu bringen. Das hat mit Kriminalität aber nichts zu tun.

Wer jedoch den Vergleich mit anderen Urlaubsländern (z.B. Ägypten)  hat, kann mit der Zahl und dem  erträglichen Auftreten der allermeisten dieser Händler noch gut leben. Positiv fallen die überraschend guten Deutschkenntnisse auf. Wille und Talent Sprachen zu lernen sind hier im Überschuß vorhanden. Bei den Verhandlungen mit den kleinen Reiseveranstaltern im Umkreis des Hotels, fiel besonders positiv auf, dass die vielgelobte, landestypische Freundlichkeit nicht nur eine lächelnde Oberfläche ist, sondern dass unsere Gesprächspartner ein fast europäisches Gefühl für eine angenehme, unaufdringliche Gesprächsführung hatten.  Das Ziel den Gast / Kunden langfristig zufrieden zu stellen, steht spürbar ganz oben. Hier hat man verstanden, dass nur zufriedene Gäste wiederkommen bzw. neue herschicken.


An dieser Stelle soll nun auch ein echtes Problem erwähnt werden: der Müll.

Zumindest in den ländlichen Bereichen, aber auch in den Städten, gibt es unübersehbare Defizite. Während alles Essbare seit Jahrhunderten durch Rinder, Hunde, Affen und Krähen beseitigt wird, landet der moderne Zivilisationsmüll, so er überhaupt beseitigt wird, häufig in illegalen Deponien und noch schlimmer, in den Flüssen.  Diese tragen ihn an die Außenküste, wo er Badewasser und Strände verschmutzt. Es ist z.B. nicht möglich für den kleinen, nebenbei anfallenden Müll einen öffentlichen Mülleimer zu finden. Da man als Deutscher inzwischen zu gut erzogen ist um seine Bananenschalen auf den Gehsteig zu werfen,  ist ein kleine Mülltüte im Gepäck sinnvoll.

Wenn dieses Land Entwicklungshilfe braucht, dann wahrscheinlich zunächst auf diesem Gebiet.

Hoffnung gibt es allemal. Kaum irgendwo auf der Welt ist Arbeitskraft so billig zu haben. Wenn  man sich hier dieses Problemes bewusst wird und es von zentraler Stelle angeht, wird man es zweifelsohne schnell in den Griff bekommen.


                   Auch auf noch einem ganz anderen, allerdings viel harmloseren Gebiet hat Sri Lanka Entwicklungsbedarf.

                   Man glaubt es kaum: es gibt hier kein eigenes Weinanbaugebiet und deshalb auch keine eigenen Weine. Im                    Verlaufe der Kolonialgeschichte sind verschiedene Kulturpflanzen ausprobiert worden. Kaffee fiel einer Krankheit                    zum Opfer (Wikipedia behauptet etwas anderes), Kautschuk und Tee blieben neben den einheimischen Pflanzen                    Reis und Kokos bestehen. Mit Wein hat es noch niemand versucht - obwohl sich zumindest in den Bergen                    sicherlich brauchbare klimatische Bedingungen  finden lassen.

                   Dort wird allerdings schon an allen Hängen Tee angebaut - kleine hüfthohe Büsche, an denen alle 7 Tage                    tamilische Frauen die 4 jüngsten Teeblätter (Übrigens gibt es nur eine einzige Teebaumart) abzupfen. Eine                    Knochenarbeit, für die die Engländer damals die Singhalesen nicht gewinnen konnten, so dass sie aus dem                    wesentlich ärmeren Südindien Tamilen aus niederen Kasten “importierten”, deren Alternative nur war zu Hause zu                    verhungern. Wenn man sich jetzt anschaut mit welcher Akribie von deren Nachfahren jeder Zentimeter Land                    zwischen den Teeplantagen zum Gemüseanbau bewirtschaftet wird, so würde jedem deutschen Schrebergärtner                    das Herz aufgehen. Das ist übrigens reine Männerarbeit.

                  Und da wir gerade bei den Tamilen sind: diese Tamilen waren am Bürgerkrieg zu keiner Zeit beteiligt. Die Hauptrolle spielten “höhere” Tamilenkasten aus dem Norden, Nachfahren der von den Engländern aus Indien geholten, gebildeteren Tamilen, die im Verwaltungsapparat eingesetzt (und bevorzugt und deshalb später diskriminiert wurden) und die mit ihrem Los unzufrieden waren. In Sri Lanka heißt es, dass vor allem junge Menschen, denen der Drogenhandel Geld, hohe Ansprüche und Waffen brachte, beteiligt waren.

An der militärischen Bekämpfung der tamilischen Rebellen hatten indische Streitkräfte einen großen Anteil.

Insbesondere deren Satellitenaufklärung soll nach dem unrühmlichen Abzug der indischen Truppen wesentlich zum militärischen Erfolg  der Regierungstruppen beigetragen haben.


Was gern vergessen wird: die internationale Staatengemeinschaft und Gutmenschen in der ganzen Welt haben die (Nord-) Tamilische Absicht einen eigenen Staat zu gründen, moralisch und z.T. Finanziell unterstützt und deren immer grausamer werdenden,  terroristischen Kampf viel zu lange verklärt. So hält sich auch hartnäckig die Behauptung das NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen - also reine Hilfsorganisationen) an der Unterstützung der Rebellen durch Waffenschmuggel beteiligt waren. Indien muß ähnliche Separationsabsichten in ihrer größten südlichsten Provinz (Tamil) befürchten und wird vermutlich auch künftig bei dieser Thematik mitmischen.

Merkwürdig erscheint, daß bei Wikipedia die norwegische Vermittlung als entscheidender Weg zum Frieden verkauft wird, jedoch der Frieden erst nach der Tötung der letzten Anführer und Aufgabe der letzten tamilischen Rebellen verkündet werden konnte, es sich also keinesfalls um einen Verhandlungserfolg handelte. Es heißt, daß dieser militärische Erfolg nur durch die indische Logistik möglich war.


Das über die lange Geschichte gewachsene friedliche Nebeneinander von Buddisten, Hindus, Moslems und  Christen ist beeindruckend harmonisch. Man muß sich vor Augen halten, dass die  Besonderheiten der Religionen, insbesondere die Werteordnungen von Hindus (Kastendenken), Moslems (es zählen nur die wahren Gläubigen) und Buddisten (Alle Wesen haben gleiches Lebensrecht) sich kaum miteinander vereinbaren lassen. Ein gewisser Garant für ein langfristig funktionierendes Miteinander aller Religionen und Völker scheint der unauffällig dominierende Buddismus zu sein, der in der Verfassung als Staatsreligion verankert ist und das friedliche Nebeneinander predigt.

Die auch in diesem Land wachsende Zahl Muslime  geht mit einem Mehr an verschleierten Frauen einher, was das offene Bild des Landes beeinträchtigt und allerdings auch den Singhalesen ein wenig suspekt ist. Besonders irritierend für das europäische Auge: traditionell gekleidete, vollverschleierte Frauen (Vollschwarz bei sengender Hitze - häufig nur Augenschlitz) werden nicht immer von genauso traditionell gekleideten Ehemännern ausgeführt, sondern nicht selten von Männern , die  selbst - höchst untraditionell - in Shorts oder seltener Jeans und modernen amerikanischen Sport-T-Shirts, z.T. sogar mit Basecaps (sozusagen in der Kleidung des “Religionsfeindes”) bekleidet sind. Eine weitere Bewertung dazu erspare ich uns. Allein die uns gegebene Erklärung, warum muslimische Männer nur Weiß und deren Frauen nur Schwarz tragen, ist nicht salonfähig.




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